Rezension
Georg Stanitzek, Hg. Semantik und Praktiken der Freundschaft im 18. Jahrhundert. Bochumer Quellen und Forschungen zum 18. Jahrhundert 12. Hannover: Wehrhahn Verlag, 2022.
Die literatur- und kulturwissenschaftliche Forschungsliteratur zum 18. Jahrhundert wiederholt in den letzten Jahrzehnten schlagwortartig, dass ein durch die Hegemonie des Rationalismus gekennzeichnetes Aufklärungsbild schwer zu halten sei und die Rolle der Emotionen im Kontext des Zeitalters aufgewertet werden sollte. Das Interesse an der Geschichte der Emotionen hat dementsprechend stark zugenommen und ist zu einer der Leitlinien der gängigen Forschung geworden. Eine vereinfachende Sichtweise würde aber auch hier zu keinem hinreichenden Ergebnis führen. Dürfen wir über das ›Jahrhundert der Freundschaft‹ reden, ohne die dynamischen Wandlungen des Freundschaftsbegriffs zu kennen oder dessen, durch die jeweilige Identität und gesellschaftliche Lage der Beteiligten bedingten, Bedeutungsvarianten zu reflektieren, beziehungsweise ohne Texte in Betracht zu ziehen, die uns die poetischen Kennzeichen dieser vergangenen Freundschaftsbeziehungen vermitteln?
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